Donnerstag, 16. Januar 2014

Was aus dem Tubing in Vang Vieng geworden ist

Wir begeben uns auf den ehemaligen Party- und Todespfad der überwiegend jugendlichen Touristen, um uns ein eigenes Bild zu machen was daraus geworden ist. Gegen Mittag laufen wir zur Tubingstation mitten im Dorf. Hier zahlt jeder 55.000 Kip plus Pfand und bekommt einen LKW Schlauch in die Hand gedrückt. Natürlich unterschreibt man, dass man das Ganze auf eigene Gefahr macht. Da wir nicht vorhaben große Mengen Alkohol zu konsumieren oder Drogen zu nehmen, dürfte es keine Gefahr für uns geben, denken wir uns. Es gibt sowieso nur noch ganze 3 Bars von den ehemals 28. Mit dem Tuk Tuk werden wir knapp sechs Kilometer flussaufwärts gefahren. Wir kommen uns schon jetzt ein bißchen blöd vor, weil die Laoten uns komisch anschauen. Die anderen überwiegend jungen Leute im Tuk Tuk sehen nicht wirklich nach feierwütigem Partyvolk aus. Wir werden am Fluss rausgeschmissen und können uns ab hier die 6 km flussabwärts zurück nach Vang Vieng treiben lassen.

Am Fluss angekommen merken wir schnell, dass das eine bescheuerte Idee war. Hier muss man schon viel getrunken haben oder wirklich Drogen nehmen, um Spaß dabei zu haben. Der Rücken und der Hintern hängen im kalten Wasser und es ist einfach langweilig. Das Einzige was man davon hat, ist wahrscheinlich eine Blasenentzündung. Sehnsüchtig schauen wir den Kajakfahrern hinterher. Um es sich etwas gemütlicher zu machen versucht Sebastian sich auf dem Schlauch anders zu positionieren, rutscht aus und landet tatsächlich im Wasser. Eigentlich nicht weiter schlimm, wenn da nicht die spitzen Steine wären, an denen er sich einen tiefen Kratzer in den Fuss schneidet. Der Krazer schmerzt stark und schwillt innerhalb kürzester Zeit immer mehr an. Scheiße in einem Land ohne richtige Krankenversorgung und mit üblen hygienischen Bedingungen. Wir wissen ja mittlerweile wie schnell sich kleinste Wunden in solchen Ländern zu einem größeren Problem entwickeln. Wir wollen eigentlich nur noch raus aus dem Wasser. Schwieriger als gedacht. Wir dümmbeln die meiste Zeit langsam vor uns hin. Einfach aussteigen geht nicht, weil es hier nichts gibt. An den drei, recht verlassenen Bars sind wir schon vorbei. Nur an kurzen Stücken wird es richtig schnell. Und das ist eine sehr unangenehme Sache. Das Wasser ist so niedrig, dass wir ständig aufpassen müssen, dass wir uns nicht auch noch am Rücken oder Hintern, an den scharfen Steinen verletzen. Davon hatte irgendwie niemand etwas erwähnt.

Nach einer knappen Stunde sehen wir endlich ein Schild, auf dem steht Tuk Tuk Service in die Stadt. Wir hieven uns aus dem Schlauch, versuchen Sebastians Fuß vor dem Wasser zu schützen, da der Fluss nicht gerade sauber aussieht und klettern den Hang hoch. Der Tuk Tuk Service macht leider gerade Mittagspause. Toll. Ich laufe vor an die Straße. Sebastian humpelt hinterher. Am liebsten würde ich den beschissenen Reifen in die Hecke schmeißen, aber das Pfand ist zu hoch. Die Laoten schauen uns an wie Vollidioten. An der Hauptstraße ergattern wir ein Tuk Tuk und fahren, nachdem wird die Dinger endlich zurückgegeben haben, zur Sicherheit ins Krankenhaus. Das hat seinen Namen leider nicht verdient. Das Gebäude sieht zwar modern aus, aber es ist dermaßen dreckig, dass man nur wieder weg will. Wir hatten schon gelesen, dass es in Laos keine vernünftige Krankenversorgung gibt. Die genervte Krankenschwester schmiert lustlos und nicht gerade liebevoll Jod auf die Wunde und klebt ein Stück Verband darauf, den sie vorher mit ihren dreckigen Fingern mehrmals angetatscht hat. Das hätten wir wirklich besser gekonnt. Zum Glück haben wir Desinfektionsmittel und Verbandszeug, pflegen die Wunde selber und schützen sie vor Wasser. Es verheilt zum Glück gut und zwei Tage später reisen wir weiter nach Vientane.

Die Zeiten in denen große Partys beim Tubing gefeiert wurden, sind anscheinend tatsächlich vorbei. Nur in der ersten der drei Bars, nach fünfzig Metern, ist noch ein bißchen was los. Wahrscheinlich weil da schon jeder merkt, wie langweilig es ist. Ich kann den vielen Berichten, mit Schuldzuweisungen an die jugendlichen Feierwütigen und den armen bemittleidenswerten Laoten auch nicht ganz zustimmen. Die Einheimischen haben viel Geld damit verdient und heute verdienen noch einige, auch wenn nicht mehr soviel los ist. Auf Gefahren macht niemand aufmerksam. Warum baue ich Sprungtürme und Tarzanseile, wenn ich weiß wie gefährlich das ist. Es scheint den Laoten egal zu sein. Sie machen sich wahrscheinlich mehr Sorgen um das schlechte Karma durch die Toten. Natürlich benehmen sich viele Touristen daneben, was ich auch nicht in Ordnung finde, aber hier gehören definitiv zwei Seiten dazu und auf beiden Seiten gibt es Opfer.

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5 Kommentare:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,
also mal wieder eine "Attraktion", die den Ruf nicht verdient hat. Nach Eurer Schilderung ist dieses Tubing ja wirklich vor allem langweilig und nebenbei auch gefährlich. Es ist gut, dass es mit Sebastians Fuß gut gegangen ist, ohne Infektion oder sonstige Folgen.
Die Fotos sind schön, zum Teil fast schon idyllisch. Wahrscheinlich ist das aber auch nicht die ganze Wahrheit, oder?
Ich wünsche Euch eine gute Zeit in Laos Hauptstadt und freue mich auf Euren Bericht und Eure Fotos von dort.
Lasst es Euch gut gehen, liebe Grüße, Euer Rainer

Katrin hat gesagt…

Ja, also meiner Meinung nach kann man sich das Tubing sparen, zumindestens zu der Zeit wo wir da waren, da der Fluss dann viel zu niedrig ist und das ist äußerst unangenehm und nicht ganz ungefährlich. Vielleicht macht es mit höherem Flusspegel mehr Spaß.
Meinst du die Fotos vom Tubing oder von Vang Vieng?
Liebe Grüße Katrin
Liebe Grüße Katrin

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin,
ich meinte die Fotos von Vang Vieng.
Das Tubing mit höherem Flusspegel werdet Ihr ja nicht mehr ausprobieren können, aber ich bin der Meinung, dass Ihr auch nichts versäumt.

Anonym hat gesagt…

Ich war 2011 beim Tubing in Vang Vieng und fand (ich war auch nüchtern) den Flusslauf und die Landschaft einfach märchenhaft. Das Einzige, was ich gefährlich fand war, als ich plötzlich ner ganzen Herde Wasserbüffel ausweichen musste. Tubing was great!

Ramona

Katrin hat gesagt…

Hallo Ramona,
danke für deinen Kommentar. Das sind natürlich nur unsere Eindrücke. Bei uns war das Wasser sehr kalt, der Wasserstand extrem niedrig und es ging so gut wie gar nicht vorwärts, wenn man nicht selber gerudert hat. Außerdem waren so wenig Leute dort, dass wir nach einigen Metern alleine waren. Das Ganze war dann, auch noch mit Sebastians Verletzung, unangenehm und langweilig.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir vorher schon sehr viel gesehen hatten und mit dem Boot den Mekong runter gefahren sind, dass uns die Landschaft nicht besonders aufgefallen ist.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es unter den richtigen Umständen, mit höherem Wasserpegel, wärmeren Wasser und vielleicht mit mehren Leuten doch Spaß macht.
Das mit den Wasserbüffeln hört sich auf jeden Fall interessant an :-).
Liebe Grüße Katrin

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