Dienstag, 7. Januar 2014

Horrortrip auf dem Mekong

Der Grenzübertritt von Thailand nach Laos gestaltet sich recht einfach. Von Chiang Mai geht es mit einem normalen Bus nach Chiang Khong. Mit dem Tuk Tuk fährt man dann noch ein Stück weiter zur thailändischen Grenze. Ausgereist ist man schnell. Stempel in den Pass, fertig. Weiter geht es mit einem Shuttelbus, über den Mekong, zur laotischen Grenze. Hier bekommt man, für 30 Dollar ein Visa on Arival. Dieses ist 30 Tage gültig. Die zwei Dokumente die man ausfüllen muss sind sehr einfach und die Visaerteilung dauert fünf Minuten. Wieder mit dem Tuk Tuk geht es nach Huay Xai. Wir haben uns ein schönes Hotelzimmer mit Blick auf den Mekong gegönnt. Mit 35 Dollar wahrscheinlich eines der teureren Zimmer, aber der Ausblick ist es wirklich wert. Eine Nacht verbringen wir hier, da wir erst um 17 Uhr angekommen sind. Bis auf die Lage am Mekong, ist der Ort wenig attraktiv und hauptsächlich durch die paar Touristen, die hier eine Nacht vor der Weiterreise nach Luang Prabang verbringen, geprägt.

Es gibt nur drei Möglichkeiten weiter nach Luang Prabang zu kommen: Mit dem Speedboot, das mit Gas fährt und mit 80km/h über den Mekong rast - das soll wohl lebensgefährlich sein. Mit dem Bus - angeblich eine zwölfstündige Tortur über holprige, kurvige Straßen, mit sich übergebenden Passagieren. Und mit dem Slowboat - auf den ersten Blick die beste und interessanteste Möglichkeit. Die Boote sehen gut aus, sogar mit Sitzen ausgestattet. Zwei Tage soll die Fahrt mit dem Slowboat dauern. Im Nachhinein würde ich mich für den Bus entscheiden und eine Kotztüte mitnehmen.

Um elf soll es los gehen. Sieben Stunden sind für die erste Etappe angegeben. Das Boot ist zu ungefähr achtzig Prozent besetzt und wir haben einen einigermaßen bequemen Sitz. Wir freuen uns auf die Fahrt. Bis jetzt noch. Um halb eins stehen wir immer noch da. Schon zweimal kam die Durchsage, dass das Boot gleich abfährt. Ungewöhnlich. Auf irgendetwas scheinen sie zu warten. Nach zehn Minuten wissen wir auf was. Ein neuer Strom Touristen wird angekarrt. Ein ganzer Bus voll. Immer mehr Touristen werden auf das Boot gebracht, obwohl der ganze Gang schon voll steht. Als die Leute merken, dass es gar keine Plätze mehr gibt und von hinten rufen, das Boot ist voll und wieder zurück wollen, fängt das Boot sich an zu bewegen. Eine Frau stand noch auf der Rampe und stürzt in den Fluss. Zum Glück scheint sie sich nicht schwer verletzt zu haben. Sie wird wieder aufs Boot gezogen. Als wir alle realisieren, dass die Laoten tatsächlich losfahren wollen, schreien die Leute "Stop, the Boat is too full, the Boat is too full." Es bricht beinahe Panik aus, aber das interessiert die Laoten nicht. Die Leute sind geschockt, bleiben aber ruhig und versuchen sich irgendwo auf den Boden zu setzten. Sieben Stunden Fahrt, auf dem Boden sitzend oder stehend. Eine Zumutung. Das Boot ist gefährlich überladen. Es sinkt tief ins Wasser. Ich bin fast schon enttäuscht von dieser dreisten Verhaltensweise. Es waren noch genug leere Boote da. Was hindert sie daran mit zwei Booten zu fahren? Geht es nur ums Geld? Es sind sogar Kinder an Bord. Der Mekong ist kein Fluss in dem man mal easy ans Ufer schwimmt. Es gibt starke Strömungen und natürlich auch keine Schwimmwesten. Wirklich fahrlässig.

Die ganze Fahrt ist furchtbar. Alle sind aneinander gequetscht und der Lautstärkepegel ist ohrenbetäubend, auch weil viele angefangen haben Bier zu trinken. Zum Glück ist niemand stark betrunken. Bei jeder Stromschnelle hat man Angst, dass das Boot gleich kentert. Richtig unangenehm wird es dann aber erst noch, als die Dunkelheit einbricht. Wir sind viel zu spät losgefahren. Es wird stockdunkel und wir haben noch fast zwei Stunden Fahrt vor uns. Es gibt kein Licht, außer ein paar Handys. Ich hoffe nur der Bootsfahrer sieht alle Felsen, davon gibt es nämlich einige im Fluss. Ich fühle mich jetzt noch unwohler als vorher. In Pakbeng (der Zwischenstopp für die Nacht) gibt es ein riesen Chaos beim Gepäck abladen. Man sieht in der Dunkelheit nichts und jeder hat Angst, dass sein Gepäck verschwindet. Zum Glück bekommen wir unsere Rucksäcke.

Und die gute Nachricht kommt erst noch, wir haben keine Chance morgen auf einem anderen Weg weiterzukommen. Man könnte ein Speedboot bestellen, aber das ist keine gute Alternative. Busverbindungen von Pakbeng nach Luang Prabang, gibt es nicht oder nur mit großen Umwegen. Uns bleibt nur dieses einzige Slowboat. Ein zweites gibt es nicht. Und Pakbeng ist kein Ort an dem man bleiben will. Die Nacht machen wir fast kein Auge zu. Es ist dermaßen laut, dass man nicht schlafen kann. Betrunkene auf der Strasse, kreischende Hühner, laute Motorräder und Boote und die Zimmer haben keine geschlossenen Fenster.

Völlig übermüdet bleibt uns nichts anderes übrig, als am nächsten Morgen wieder auf dieses blöde Boot zu steigen. Das ärgert uns, dass man dem Ganzen hilflos ausgeliefert ist und gezwungen ist seine eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Der nächste Tag wird nicht besser. Natürlich wollen alle hier weg. Das einzig Gute ist, dass wir um neun losfahren, das heißt wir kommen bei Tageslicht an. Es hätte eine richtig nette Fahrt auf dem Mekong werden können, aber unter den Umständen macht es einfach keinen Spaß. Schade. Zur Krönung werden wir 10km vor Luang Prabang rausgeschmissen, damit die Tuk Tuk Fahrer auch noch etwas Geld verdienen. Bis vor drei Monaten ist man bis zur Anlegestelle in Luang Prabang gefahren, aber die Laoten wissen eben wie sie mit Touris Geld verdienen. Na danke, da sag ich nur, herzlich willkommen in Laos.

Zum Glück wird es ab hier besser :-) Aber davon später mehr.

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1 Kommentar:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,
erst mal bin ich froh über Euren ersten Bericht aus Laos, trotz des Inhaltes. Denn Ihr seid noch in der Welt und kommunikationsfähig. Insofern scheint es ja auch mit der Internet-Verbindung zu klappen.
Allerdings gibt die Schilderung der Fahrt dem Titel "Horrortrip" recht. Ich bin wirklich sehr froh, dass Ihr alles gut überstanden habt. Aus Asien hört man ja immer wieder von Schiffs- und Bootsunglücken wegen Überladung. Die Umstände sind ziemlich übel und man kann wirklich froh sein, das heil überlebt zu haben. Die Infrastruktur scheint für die Einheimischen auszureichen, aber auf Tourismus scheint man sich noch nicht so gut eingestellt zu haben.
Ich wünsche Euch sehr, dass es besser weitergeht, aber das hast du ja schon im letzten Satz angedeutet.
Die Fotos sind dennoch sehr schön, auch wenn das Land auf mich einen noch fremdartigeren Eindruck macht als z.B. Thailand. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass man von Laos sehr wenig weiß und hört in Europa.
Dann bis bald, ich hoffe auf weitere (und möglichst positivere) Bericht.
Liebe Grüße Euer Rainer

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