Donnerstag, 23. Januar 2014

Peter Kim - Die letzten Opfer des Vietnamkrieg

Peter Kim (so stellt er sich uns selber vor), auf laotisch Phongsavan, ist wahrscheinlich der beeindruckenste Mensch, den wir auf unserer ganzen Reise getroffen haben. Wir freuen uns immer noch sehr ihm begegnet zu sein. Er ist ein witziger, gut gelaunter, intelligenter junger Mann und beschwert sich nicht. Peter Kim ist 21 Jahre alt, hat beide Arme verloren und ist blind. Vor fünf Jahren war er mit seinen Freunden auf dem Heimweg von der Schule und findet eine Miene. Dummerweise wissen die sechzehnjährigen Jungen nicht was sie da in der Hand halten und dann ist es auch schon passiert. Peter Kim ist eines der vielen Opfer der Streubomben, die im Vietnamkrieg von den Amerikanern auf Laos abgeworfen wurden. Dabei waren die Laoten (bis auf einige rekrutierte Soldaten) in dem Krieg völlig neutral. Dummerweise führte eben der Ho Chi Minh Pfad durch ihr Land.

Wir treffen Peter Kim in Vientiane, im Cope Visitor Center, ein Besucherzentrum das über die Folgen des Vietnamkriegs in Laos und deren Opfer informiert. Peter Kim wohnt nur fünf Minuten von hier entfernt und kommt manchmal hierher, um Menschen zu treffen. Wir haben Glück, dass er zur gleichen Zeit dort ist wie wir. Er hat einen kleinen Laptop, mit einer Sprachsoftware. Den Laptop bedient er mit der Nase. Protesen hat er nur zum Essen. Er zeigt uns ganz stolz seine Videos, auf denen man sieht, dass er schon Hillary Clinton getroffen hat und man glaube es kaum, Guido Westerwelle.

Die USA haben sich erst im Jahre 2012, mit einer hohen Geldzahlung, an der Bombenbeseitigung beteiligt. Das Projekt zur Bombenbeseitigung ist zurzeit der größte Arbeitgeber in Laos und es sind noch lange nicht alle Bomben und Mienen entschärft. Ein großes Problem, hauptsächlich für die arme Bevölkerungen in Laos. Jeden Tag wenn sie raus aufs Feld gehen oder ein Feuer zum Kochen anzünden, müssen sie Angst haben durch eine Bombe verletzt zu werden. Die Situation scheint sich zu bessern, ist aber noch lange nicht normal. Ein Bauer sagt in einer Reportage, früher lagen alle 2-3 Meter Bomben herum. In seinem Dorf seien viele Leute gestorben. Auch heute noch sterben Menschen. Wenn jemand durch eine Bombe schwer verletzt wird, hat er kaum Überlebenschancen. Eine weinende Frau, die 2007 ihren Sohn verloren hat, sagt in einer zufälligen Videoaufnahme, "Es gibt nichts, keinen Sauerstoff, kein Blut, nichts." Sie haben ihm zum Sterben zurück nach Hause gebracht.

Oft hat eine Familie nur einen Ernährer. Wird dieser verletzt oder gar getötet, kämpft die ganze Familie ums Überleben. Peter Kim scheint es, auch aufgrund der Tatsache, dass er sehr gut Englisch spricht, ganz gut zu gehen. Wir können uns eine viertel Stunde mit ihm unterhalten. Er möchte gerne nach Amerika, ein American Girl kennenlernen. Eigentlich wollte er Maschinenbauingenieur werden, aber der Traum sei jetzt leider vorbei. Er zeigt uns noch ein Video von einer Tanzshow. Er kann wirklich gut tanzen. Darauf ist er ganz stolz. Peter Kim hat uns mit seinem Lebensmut und seiner offenen lockeren Art sehr beeindruckt und wir werden ihn wohl so schnell nicht vergessen. Wir verlassen das Visitor Center glücklich darüber ihn getroffen zu haben und gleichzeitig bedrückt, über das Leid das leider oft die Ärmsten der Armen trifft.

2 Kommentare:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,
das ist ein sehr beeindruckender Bericht und er zeigt ja auch wieder mal, dass Kriege von Übel sind und meist die Falschen ihre Opfer werden (aber wer wären schon die Richtigen?). Dass die USA erst fast 40 Jahre nach dem Ende des Vietnamkrieges etwas für das neutrale Laos tun, um Verantwortung für die Folgen zu übernehmen, ist schon beschämend, aber auch endlich ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann nur hoffen, dass durch dieses Projekt viele künftige Opfer vermieden werden, dann hätte es auch nach so langer Zeit etwas Gutes bewirkt.
Dass jemand wie Peter Kim nach Amerika möchte, ist verwunderlich und auch beeindruckend. Ist es ein Zeichen für die immer noch vorhandene Fasziniation dieses Landes und seiner Kultur? Wie auch immer, ein Mensch, der nach so einem Schicksalsschlag seinen Lebensmut nicht verloren hat, ist toll, trotz aller Traurigkeit, die das ja auch hat.
Danke für diesen Bericht, bis bald.
Liebe Grüße, Euer Rainer

Katrin hat gesagt…

Das hat uns auch bewundert, dass er nach Amerika will, um ein amerikanisches Mädchen kennenzulernen. Er scheint keine Schuldzuweisungen für sein Schicksal zu machen, was sehr bewundernswert ist. Er ist wirklich ein beeindruckender junger Mann.
Liebe Grüße Katrin

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