Mittwoch, 5. Februar 2014

Abenteuer Grenzübergang (von Laos nach Kambodscha)

Was ist dir lieber? Mit einer Fluggesellschaft fliegen, bei der gerade ein Flugzeug in den Mekong gestürzt ist und alle tot waren oder mit dem Minibus fahren, in den im dümmsten Fall dreißig Leute gequetscht werden. Pest oder Cholera? Wir entscheiden uns für Cholera, also den Bus. Man könnte ja meinen, dass man dabei immer noch die freie Wahl hat. Wer kann einen schon zwingen mit dreißig Personen in einen achtzehn Personen Minibus zu steigen. Aber was macht man wenn man im Grenzgebiet von Laos und Kambodscha steht und es fährt nur dieser eine Bus. Dort übernachten stelle ich mir nicht sehr angenehm vor. Um es vorwegzunehmen, wir hatten heute großes Glück. Es gab einen Minibus, den Sie tatsächlich randvollgestopft haben, aber es gab auch noch einen etwas größeren Bus, mit dem wir fahren konnten. Der ist natürlich ebenfalls randvoll und hat nur kleine Fenster. Aber immer noch besser, als der volle Minibus. Man muss sich einfach ablenken und nicht drüber nachdenken was im Falle eines Unfalls passiert.

Von Champasak hier her war ziemlich chaotisch. Wir starten morgens um acht mit einer fünfminütigen Busfahrt, überqueren mit einem kleinen Boot den Mekong und dann stehen wir erst mal da. Knapp eine Stunde Warten. Warum versteht kein Mensch. Nach einer Stunde geht es weiter und nach nochmaligem Umsteigen endlich bis zu Grenze. Der Grenzübergang ist irgendwie irrwitzig. Es gibt neue Gebäude, aber die werden nicht genutzt. Wir müssen an drei verschiedene Holzhütten Visa beantragen, Fieber messen und Stempel abholen. Dann gehts mit dem eben erwähnten größeren Bus nach Kratie, wo wir einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Phnom Penh eingeplant haben. Wir kommen erst um sieben Uhr abends an. Auf unserem Ticket stand drei Uhr nachmittags. Wir suchen uns schnell ein billiges, aber leider auch ziemlich schäbiges Zimmer und buchen für den nächsten Tag den Bus nach Phom Penh. Diesmal können wir tatsächlich feste Sitze reservieren. Für den normalen Preis bekommt man drei Sitze mit vier Personen. Wenn man einen Sitz mehr bezahlt bekommt man einen ganzen Sitz. Wir zahlen also drei Sitzplätze, um zwei zu bekommen. Das nenne ich mal gutes Business. Der Minibus ist uralt, aber die Fahrt mit überwiegend Einheimischen ist ganz lustig. Wieder werden wir mit Essen versorgt. Diesmal kalter Reis mit Bohnen im Bambusrohr. Die Frau lacht sich halb kaputt, weil wir erst nicht wissen wie man das essen soll. Wenn man sich nicht verständigen kann, dann teilt man wohl wenigstens sein Essen. Auch irgendwie nett. Zum Glück haben wir es gut vertagen.

Nachmittags erreichen wir Phnom Penh und haben endlich mal wieder Glück mit dem Hotel. Es ist zwar mitten in der Stadt, aber in einer Seitengasse und extrem ruhig. Ansonsten ist Phnom Penh für mich die bisher unattraktivste Stadt auf unserer Reise. Es ist an vielen Ecken außergewöhnlich dreckig und eine Mischung zwischen großer Armut und überteuerten Tourivierteln. Wir sind hier, weil wir morgen die Killing Fields besuchen wollen. Natürlich weiß ich schon jetzt (Sebastian war schon mal dort), dass das keine angenehme Erfahrung wird, aber ich will mich auch nicht vor der Geschichte diese Landes verschließen. Wir werden sehen.

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2 Kommentare:

Rainer hat gesagt…

Lieber Katrin, lieber Sebastian,
Eure Fahrten sind ja immer sehr abenteuerlich. Ich bin jedenfalls froh, dass Ihr bisher immer so ziemlich unbeschadet da angekommen seid, wo Ihr hinwolltet. Und nun seid Ihr in Kambodscha. Die Idee mit den Plätzen ist fast irgendwie lustig (wenn man nicht selbst davon betroffen ist), ziemlich absurd eigentlich. Aber ich denke, ich hätte auch drei Plätze genommen an Eurer Stelle. Auf den Bildern sieht es ja schon wirklich sehr eng in den Busen aus, und eine längere Fahrt im Stehen ist ja auch nicht sehr angenehm.
Ist das Nicht-attraktiv-Sein von Phnom Penh nur auf die gegenwärtigen Umstände und die jüngeren Entwicklungen zurückzuführen oder gilt das ganz allgemein? Ich habe mal vor kurzem im Radio gehört, dass das Regime ziemlich rücksichtslos irgendwelche Bauprojekte durchzieht, dabei eine reiche und geschäftstüchtige Schicht bevorzugt und alteingesessene Anwohner zu diesem Zweck einfach vertreibt, ohne Entschädigung oder Alternativen.
Und Ihr wollt direkt in die schreckliche Geschichte des Terror-Regimes von Pol Pots Kommunisten eintauchen. Es ist schon richtig, finde ich, auch das zur Kenntnis zu nehmen, obwohl es für mich als Trägödie und auf die Spitze getriebene Inhumanität im Namen einer Ideologie nur mit wenigem vergleichbar ist, vielleicht mit dem Handeln der Natinonalsozialisten gegenüber den Juden und den anderen verfolgten Gruppen im "Dritten Reich".
Ich bin gespannt auf Euren Bericht dazu und was Ihr sonst noch in Kambodscha erlebt.
Bis bald, liebe Grüße Euer Rainer

Katrin hat gesagt…

Danke für deinen Kommentar. Ich fand Phnom Penh im allgemeinen recht unattraktiv. Vielleicht haben wir auch nur die hässlicheren Ecken erwischt. Wir waren auch nur zwei Nahe dort. Es gibt aber auch einfach noch viel Armut dort und dadurch auch unheimlich viel Müll und Gestank, gerade in den Randbezirken.

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