Donnerstag, 5. Dezember 2013

Zu den Gletschern und zum Tiefpunkt unserer Reise

Unser Glück mit dem Wetter hält genau einen Tag lang. Wenigstens etwas. Wir kommen gegen 11 Uhr am Franz Josef Gletscher an und es ist nach drei Tagen Regen ein überwiegend sonniger Tag. Der erste Blick auf den Franz Josef Gletscher ist sehr surreal. Die Berge und der Gletscher wirken von Weitem, wie auf einem Bild. Das Komische ist, je näher man zum Gletscher läuft, umso unspektakulärer wird er. Zum Schluß wirkt es nur noch wie eine Fläche dreckiger Schnee, etwas übertrieben ausgedrückt. In den letzten Jahren hat der Gletscher anscheinend einiges an Größe verloren. Den Franz Josef Gletscher kann man nur noch mit dem Helikopter erreichen.

Es gibt hier zwei berühmte Gletscher recht nah beieinander, den Franz Josef und den Fox Gletscher. Das besondere an diesen Gletschern ist die leichte Zugänglichkeit (mittlerweile am Franz Josef Gletscher nicht mehr ganz so leicht) und dass sie sich zehnmal schneller bewegen, als andere Gletscher. Eigentlich wollten wir noch eine Tour auf den Fox Gletscher machen, direkt aufs Eis. Diesen kann man noch zu Fuß erreichen. Aber für morgen sind unwetterartige Regengüsse gemeldet und die Strasse Richtung Süden wird gesperrt. Die zwei Tage danach soll es nicht viel besser werden. Es macht also wieder keinen Sinn zu warten und wir beschließen unsere Reise weiter Richtung Süden fortzusetzen.

Wir fahren eine große Strecke bis nach Wanaka, eine kleine Stadt am See Wanaka, 170km nördlich von Queenstown. Hier ist es wirklich schön. Der See, idylische Landschaften und wir finden einen tollen Campingplatz, mit Sauna und Whirlpool. Das Wetter ist hier schon besser als am Fox Gletscher, aber es regnet immer noch etwas. Also verbringen wir den Abend in der wärmenden Sauna und im Whirlpool.

Am nächsten Morgen ist es hier tatsächlich sonnig und wir können eine schöne Wanderung machen. Wir laufen zum Aussichtspunkt, mit Blick über den See und machen ein Picnic. Die letzten Tage waren wirklich anstrengend. Man kann sich das gar nicht vorstellen, aber bei Regen, mehrere Tage auf engstem Raum und die ständige Fahrerrei über extrem kurvenreiche Strecken, ist sehr nervenaufreibend. Wir erleben beide den Tiefpunkt auf unserer Reise und wir spüren jetzt so richtig was Reisemüdigkeit  bedeutet. Man kann sich nicht mehr richtig motivierten, alles sieht gleich aus und die Toleranzschwelle ist extrem niedrig. In Queenstown angekommen, gibt es nur Campingplätze, wo man wie die Ölsardinen steht und dazu sind sie noch exterm teuer und laut. Die nächste Nacht, neben einer Disco, wo wir uns bis drei Uhr nachts die Bässe anhören dürfen, raubt uns entgültig den letzten Nerv. Wir haben die Schnauze voll und sind schon kurz davor nach Hause zu fliegen.

Vorher fahren wir aber noch weiter zum Routeburn Track. Der Routeburn Track ist wieder einer der neun Great Walks, wie bereits das Tongariro Alpine Crossing. Der Routeburn Track ist eine drei Tages Wanderung. Wir wollen hier das erste Teilstück, bis zum Harris Sattel, laufen. Wir fahren zu einem DOC Campingplatz am Anfang des Tracks. Hier sind wir mitten in der Natur. Es ist ruhig und wir haben einen sensationellen Blick auf die Berge. In dieser herrlichen Natur, können wir wieder Energie tanken. Die Ruhe bei Nacht ist wirklich toll. Ab heute scheint auch wieder die Sonne und es soll die nächsten Tage so bleiben. Vielleicht fliegen wir dann doch noch nicht nach Hause.

Neuseeland mit dem Camper, ist einfach sehr Wetterabhängig. Wenn man Pech hat kann man tagelang Nichts sehen und machen. Außerdem setzt man sich schnell selber unter Druck, weil man in der kurzen Zeit die man hat, soviel wie möglich sehen will. Wir beschliesen unser Tempo zu verringern und lieber auf die ein oder andere Sehenswürdigkeit zu verzichten und hoffen, dass das Wetter jetzt wieder ein bisschen besser mitspielt. Morgen früh gehst auf den Routeburn Track. Wir sind wieder motiviert und gespannt was uns erwartet.

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3 Kommentare:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,
Euer neuer Bericht hat es ja in sich. Wobei ich es schon verstehen kann, dass man, wenn man schon so relativ lange auf Reisen ist wie Ihr, mal an den Punkt ankommt, wo man einfach keine Lust mehr hat. Und die von Euch geschilderten Umstände tragen dann dazu auch noch bei.
Es ist aber schön, dass dieser Tiefst- dann doch nicht der Endpunkt wurde, sondern Ihr nun auch wieder etwas Schönes erleben konntet und so auch wieder zu Ruhe gekommen seid. Natürlich ist es toll, wenn Ihr wieder nach Deutschland zurückkommt, aber schade wäre es, wenn Ihr die Reise abbrecht und dann im Rückblick traurig darüber wärt.
Der letzte Absatz ist ja sehr vernünftig. Ich kann gut verstehen, dass man leicht in die Stimmung kommt, möglichst alles mitzunehmen, wenn man auf so einem einmaligen Trip ist. Aber wenn Ihr nun gelassener damit umgeht und das Wetter auch besser mitspielt, werdet Ihr sicher mehr davon haben.
Die Bilder sind recht eindrucksvoll. Auch sieht man, dass es doch noch jede Menge Schafe gibt in Neuseeland. Der Gletscher macht in der Tat den Eindruck, als würde er schrumpfen. Das ist ja wohl ein weltweites Phänomen. Ob es nur am menschlich verursachten Klimawandel liegt oder ob dazu auch noch sozusagen 'natürliche' Ursachen hinzukommen?
Ich wünsche Euch eine gute Rest-Zeit in Neuseeland, möglichst viele positive Erlebnisse und schönes Wetter. Lasst bald wieder von Euch hören.
Liebe Grüße Euer Rainer

Martina hat gesagt…

Eure letzten Bilder von Neuseeland sind einfach toll. Es scheint doch eine wirklich außergewöhnlich schöne Landschaft zu sein. Mir gefällt besonders, dass die Seen und Buchten oft noch so kleine hügelige Inseln haben. Es wäre wirklich schade, wenn ihr jetzt abbrechen würdet, aber ich habe auch den Eindruck, dass ihr eure Reise unbedingt entschleunigen solltet. Ich kann gut nachempfinden, dass das ständige weite fahren sehr anstrengend ist. Bleibt dafür doch etwas länger an einem schönen Ort. Es gibt bestimmt immer einige Wanderungen mehr, auf denen man einen Ort aus verschiedenen Perspektiven sehen kann. Als wir auf Mallorca waren, da wollte ich eigenlich auch einen Großteil der Insel platt machen, aber das ging nicht. Im Nachhinein habe ich dann gedacht, dass wir so wahrscheinlich viel mehr von dem Urlaub hatten, weil wir die Gegend in der wir waren viel intensiver erlebt haben. Natürlich ist es nirgendwo schön, wenn es regnet und kalt ist, aber ihr habt doch Zeit. Es ist ja nicht so, als wenn ihr nur 14 Tage hättet und davon
10 Tage verregnet sind. Vielleicht könnt ihr zwischendurch ja mal einen oder zwei Tage in einem schönen Hotel verbringen, wenn der Wohnwagen dann zu eng ist.
Ich wünsche euch, dass das Wetter bald wieder mehr sonnige Tage hat :-)

Nächst Woche Sa fahre ich zu Franca und Mike. Sie sind ja nochmal umgezogen.
Bin mal gespannt wie sie es jetzt so haben.

Liebe Grüße
Mama

Katrin hat gesagt…

Danke für Eure Kommentare und die Tipps. So machen wir es auch, entschleunigen und in Thailand wahrscheinlich mal einige Tage bleiben, bevor es weiter nach Laos geht. Ich denke es war unvermeidbar, dass man auf so einer langen Reise mal so einen Tiefpunkt hat. Wahrscheinlich wären wir auch nicht wirklich nach Hause geflogen, aber die Stimmungslage war kurzzeitig so. Das Hauptproblem war denke ich, dass wir mit den Ländern Australien und Neuseeland, hintereinander zwei Länder bereisen, in denen man viele tausend Kilometer zurücklegt. Das ist für knapp dreizehn Wochen doch recht anstrengend. Wenn die Umstände dann so schlecht sind, kommt man schnell an so einen Punkt von Reisemüdigkeit, egal in welchem Land man gerade ist. Zum Glück ging das nach zwei Tagen wieder vorbei und wir sehen hier noch viele tolle Dinge. Wir werden also wird berichten. Bis zum 13. Dez. noch aus Neuseeland.

Es gibt hier tatsächlich noch ein Haufen Schaf. Ca. 40 Mio. sind immer noch wahnsinnig viel. Überall stehen welche. Als Ursachen für die Gletscherschmelze nimmt man wohl hauptsächlich die Klimaerwärmung an. Ich habe nichts anderes dazu gelesen.

Das mit den kleinen Inseln im Wasser gefällt mir auch sehr gut.

Liebe Grüße Katrin & Sebastian

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