Montag, 25. November 2013

Tongariro Alpine Crossing

Das Tongariro Alpine Crossing - eine, um genau zu sein, 19,4 km lange Trekkingtour durch die Vulkanlandschaft Neuseeland. Die beste 1-Tageswanderung Neuseeland und eine der 10 besten 1-Tageswanderungen der Welt, laut dem Fahrer des Shuttle Busses (Quellen hat er nicht genannt). Auf jeden Fall wird das Tongario Alpine Crossing in Reiseführern und im Internet als spektakulär bezeichnet.

Wir kommen Mittwoch nachmittag im winzigen Ort Whakapapa an, wenn man diesen überhaupt als Ort bezeichnen kann. Da es weit und breit nur einen Campingplatz gibt haben wir für zwei Nächte vorgebucht. Soweit der einfache Teil der Planung. Das Problem - das Wetter. Es regnet jetzt schon den ganzen Nachmittag. Das ist für diese Strecke in den Bergen nicht ganz ohne. Wir haben nur Softshell Jacken, dünne Wanderhosen und extrem luft- und wasserdurchlässige Schuhe dabei. In der Touristeninformation bekommt man die Informationen, dass der Wetterbericht quasi nichts wert sei, man müsse immer mit allem rechnen und alles dabei haben. Wir bekommen den Tipp in dem einzigen Hotel vor Ort nachzufragen und tatsächlich können wir dort Regenkleidung ausleihen. Fast kpl. ausgerüstet und 50 Dollar ärmer (dafür hätte man das Zeug fast kaufen können, nur leider nicht in Whakapapa) gehts zurück zum Campingplatz, von dem aus wir noch einen Shuttelservice organisieren müssen. Da die Wanderung kein Rundweg ist, bleibt einem nichts anders übrig. Das kostet uns "erstmal" weitere 35 Dollar pro Person.

Am nächsten Morgen klingelt um 6.30 Uhr der Wecker und wir haben Glück, es regnet nicht mehr. Vorerst. Von unserem Fahrer bekommen wir noch massenweise Infomaterial in die Hand gedrückt. Ich hatte es fast schon wieder vergessen, aber wir machen ja keine Bergtour, sondern durchqueren eine recht aktive vulkanische Gegend. Der letzte Ausbruch war vor genau einem Jahr, am 21. Nov. 2012. Es waren an dem Tag ungefähr hundert Wandere unterwegs. Obwohl niemand verletzt wurde, war es wohl sehr beängstigend. Wir bekommen eine genau Karte auf der die Gefahrenzone eingezeichnet ist, die man so schnell wie möglich durchqueren soll. Dummerweise macht das fast die Hälfte der Strecke aus. Jetzt bin ich doch ein bißchen nervös.

Um halb neun setzt uns der Shuttlebus am Startpunkt der Tour ab. Wir laufen los und sind natürlich nicht alleine. Heute werden wohl einige hundert Wanderer unterwegs sein. Die ersten Kilometer sind zum warmlaufen gut geeignet, da es recht flach ist. Nach 4 km geht es dann zügig berghoch. Nach knapp fünf Kilometern haben wir eine tolle Sicht ins Tal. Weiter gehts bergauf bis zum Abzweig zum Mount Ngauruhoe, einer der Hauptdrehorte von Herr der Ringe (Mount Doom im Film). Ein beeindruckender Vulkan. Es juckt uns in den Füssen, aber die Spitze des Vulkans liegt schon die ganze Zeit im Nebel und die Zeit ist einfach zu knapp.

Die ganze Gegend ist noch viel bizzarer als der Wai-o-tapu Park gestern. Man kann nicht sagen, dass die Wanderung besonders schön ist, aber diese karge Mondlandschaft ähnliche Umgebung ist wirklich spektakulär. Es geht am Red Crater und drei grünlich, bläulichen Seen (den Emerald Lakes) vorbei und dann erreichen wir den höchsten Punkt auf 1960m. Das Wetter hält zum Glück die ganze Zeit. So langsam spüren wir unsere Beine. Ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Wir laufen einen tollen Pfad nach unten und haben die meiste Zeit Blick auf den Taupo See und kommen dem aktivsten Teil des Vulkans am Nächsten. Es steigt eine riesige Dampfwolke in die Luft und man kann es tatsächlich brodeln hören. Doch ein bisschen unheimlich.

Auf dem letzten Abschnitt soll sich unsere geliehene Regenkleidung, dann doch noch lohnen. Es beginnt zu regnen. Unsere Schuhe sind natürlich in kürzester Zeit durchgeweicht. Wir geben jetzt ein bisschen mehr Gas, um den 15 Uhr Shuttel zu erreichen und kommem pünktlich um zehn vor drei am Endpunkt der Tour an. Es war wirklich eine fazinierende Landschaft und eine tolle Wanderung.

Unsere Fahrer von heute morgen kommt uns schon entgegen und schickt uns zum Bus. Wir steigen in den selben Bus ein, wie heute morgen. Wir sind anscheinend die Einzigen und müssen noch fünfzehn Minuten warten. Ein fluchtender Mann steigt in unseren Bus und fährt los. Nach zehn Minuten biegt der Bus auf einen Feldweg ab. Wir denken schon, was das soll und ob wir jetzt wohl überfallen werden, weil wir ganz alleine sind (was jedoch eher unwahrscheinlich ist). Der Bus stoppt, die Tür öffnet sich, aber der Mann bleibt direkt daneben stehen und erleichtert sich erst mal. Jetzt kommen wir erst auf die Idee, dass er uns vielleicht gar nicht gesehen hat und machen uns bemerkbar. Der Mann dreht sich erschrocken um und sagt:  "What the hell are you doing in this Bus". Wir schauen ihn ganz verwirrt an und erklären, dass wir in den gleichen Bus eingestiegen sind wie heute morgen. Das Ganze geht fünf Minuten hin und her und Sebastian ist schon auf hundertachtzig, weil der Mann uns erklärt, dass wir jetzt leider eine weitere Stunde warten müssen. Anscheinend gab es zwei Busse. Wir setzen uns auf die Wiese und überlegen schon wo wir uns überall beschweren können. Nach einer halben Stunde kommt tatsächlich der Chef des Shuttelservice mit einem extra Bus und holt uns ab. Er betreibt netten Small Talk, um uns aufzuheitern und gibt uns die kompletten siebzig Dollar zurück. Das nenne ich mal Kundenfreundlichkeit. Sebastian ist auch wieder besser drauf, weil er die siebzig Dollar zurück bekommen hat und zehn Minuten später stehen wir unter der heißen Dusche.

Ich weiß nicht, ob ihr diesen extrem langen Bericht zu Ende gelesen habt, aber falls ja und falls ihr jemals im Leben nach Neuseeland kommt, denkt an das Tongario Alpine Crossing. Es lohnt sich wirklich!

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5 Kommentare:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,
doch, den Bericht habe ich schon ganz gelesen. Von den Fotos her ist nachvollziehbar, dass es keine im üblichen Sinne schöne, aber doch interessante Tour ist. Die Aufnahmen dieser Vulkan-Landschaft sind beeindruckend. Für mich ist es schon von den Fotos und dem Bericht her zu anstrengend, aber Ihr scheint ja ziemlich fit zu sein und steckt das so weg.
Die Geschichte mit der Bus-Fahrt zurück ist schon kurios. Gut, dass es dann doch noch eine schnelle und auch finanziell gute Lösung gegeben hat. Ich wünsche Euch weiter einen erlebnisreichen, aber von negativen Überraschungen freien Aufenthalt in Neuseeland.
Bis zu Eurem nächsten Bericht liebe Grüße
Euer Rainer

Katrin hat gesagt…

Ja, das mit der Bus-Fahrt war schon kurios. Anscheinend gab es etwas Verwirrung, weil der andere Bus seine Schilder verloren hatte. Wir waren die Ersten und deswegen lief es wohl schief. Aber die ganze Situation ist im Nachhinein recht witzig, mit dem Busfahrer. Ich kann jetzt noch drüber lachen. Wir waren nach der langen Tour aber ziemlich ko und durchgefroren, deswegen fanden wir es erst mal nicht so toll. Ich finde es aber sehr kulant uns die ganzen siebzig Dollar zurückzugeben.

Liebe Grüße Katrin

Martina hat gesagt…

Da ist ja echt was los auf diesem Vulkan, aber ich glaube hier wäre es mir sogar recht
dass auch andere da sind, da fühlt man sich irgendwie sicherer, obwohl das ja auch nicht
so ist. Ich mag auch solche bizzaren Landschaften. Hat mich ein bisschen an das Hinterland von Fuerte und an Lanzarote erinnert, aber der grüne See ist schon besonders. Ich freue mich total für euch, dass Neuseeland anscheinend wirklich so reizvoll ist, wie man immer hört.
Die Küste sieht ein bisschen so aus wie die Kanalküste in England. Die ist auch so abgebrochen und da gibt es auch so ein Felsentor, nur das Wetter war nicht so schön.
Ich wünsche Euch noch weiter so schöne Erlebnisse und werdet bitte nicht leichtsinnig :-)
Liebe Grüße
Mama

Katrin hat gesagt…

Ja, Neuseeland ist wirklich ein bisschen so, von allem etwas. Vieles kann man glaub ich auch in der Nähe von Deutschland sehen, nur nicht in einem Land.
Mir geht es mittlerweile auch so, dass ich manchmal ganz froh bin, wenn doch noch ein paar andere Menschen unterwegs sind. Australien und Neuseeland können sehr einsam sein und das ist nicht immer etwas Positives.
Wir und leichtsinnig!? Wie kommst du darauf? Nein, wir sind wirklich vorsichtig.
Liebe Grüße Katrin

Martina hat gesagt…

Ich meinte es wegen dem Juckreiz in euren Füßen. Ich denke, man sollte einem aktiven Vulkan lieber nicht so nah an die Öffnung kommen, weil die Gefahr ja nicht nur in einem Ausbruch besteht, sondern auch im Austreten tödlicher Gase, die man womöglich gar nicht sieht. ich denke eigentlich nicht, dass ihr leichtsinnig seid, aber mit fremden Naturerscheinungen ist man ja auch unerfahren und bedenkt vielleicht nicht immer alles.
Liebe Grüße
Mama

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