Mittwoch, 11. Februar 2015

Kapstadts krasse Kontraste

Südafrika ist das erste weit entfernt Land, das wir ganz ohne Jetlag bereisen können. Deswegen sind wir auch gleich am nächsten Morgen so fit, dass wir den Tafelberg besteigen wollen. Der Tafelberg ist dafür bekannt, dass er oft mit Wolken verhangen ist, dem sogenannten Tischtuch. Wir haben heute Glück mit dem Wetter und es hängen nur ein paar  kleine Wölkchen über dem Berg. Es gibt viele verschiedene Wege auf den Tafelberg. Wir entscheiden uns für den Platteklip-Gorge Trail der an der Tafelbergbahn startet, damit wir später wieder mit der Bahn runter fahren können.

Der Weg geht ungefähr bis zur Hälfte, mit einem tollen Blick auf Kapstadt, stetig noch oben und führt anschließend durch eine Schlucht hoch zum Tafelberg. Es sind nur ein paar Wanderer unterwegs. An einer Kreuzung stehen zwei Sicherheitskräfte, die den Weg der unseren Wanderweg von unten kreuzt, überwachen. An dieser Stelle hätten wir nicht damit gerechnet, aber insgesamt sind touristische Plätze in Kapstadt fast immer überwacht.

Der Wanderweg ist wirklich sensationell und nach gut zwei Stunden erreichen wir das Plateau des Tafelberge. Es ist schon ein besondere Berg. Er sieht aus wie abgeschnitten. Wir genießen den Blick auf Kapstadt und auf den kleinen Nachbarberg, den Lionshead. Vom Lionshead haben wir gelesen, dass man ihn ebenfalls besteigen kann und einen tollen Blick haben soll. Da wir noch viel Zeit haben, fahren wird mit der Tafelbergbahn wieder runter und mit dem Auto rüber zum Lionshead. Die ganze Gegend scheint extrem friedlich, nur die Kameras die den kompletten Aufstieg begleiten erinnern wieder an die wohl vorhandenen Sicherheitsprobleme. Wir denken nicht weiter darüber nach und genießen den 360 Grad Blick vom Lionshead zum Tafelberg über Kapstadt und weit darüber hinaus. Man läuft zweimal um den kleinen Berg herum bis man oben am Gipfel ist. Trotz des warmen Wetters sind viele Sportler und Wanderer unterwegs. Diese kurze, aber knackige Wanderung ist aber auch wirklich sensationell.

Abends werden wir, auf den Weg in eine Shoppingmall, hautnahe mit den Townships in Kapstadt konfrontiert. Unser Navi nimmt den kürzesten Weg, mitten durch eines der kleineren Townships durch. Gerade noch waren wir auf einer ganz normalen Straße mitten im schicken Viertel Milnerton und eine Straße weiter stehen wir im Township Joe Slovo Park. Plötzlich sind ein Haufen Menschen auf der Strasse und es fahren nur noch alte Autos herum. Die Wellblechhütten sehen Menschenunwürdig aus. Die Menschen verkaufen alte Kleidung und Früchte und am Liebsten würden wir anhalten und etwas kaufen, aber da wir hier gerade extrem auffallen, da wir die einzigen Weißen in der Straße sind und einen überall davon abgeraten wird alleine in ein Township zu gehen, trauen wir uns das nicht. Wir sind eher froh wieder dort raus zu sein, als wir um die nächste Ecke biegen und ein paar Meter weiter vor dem riesigen Shopping Center stehen. Wir haben überhaupt nicht mit diesem Township direkt zwischen Milnerton und dem Shopping Center gerechnet. Später erzählt uns eine Kapstädterin, dass Joes Slovo Park eines der netten Townships sei.

Für uns sind diese krassen Gegensätze innerhalb kürzester Zeit schon ziemlich bedrückend und es fällt uns schwer die eventuell vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Gefahren einzuschätzen. Das Extreme hier ist, dass Reichtum und Armut so extrem nah beieinander sind und die Kluft dazwischen so groß ist. Der Unterschied aufgrund der Hautfarbe scheint auch immer noch enorm zu sein. In schicken Wohngegenden und Touristenhotspots trifft man fast nur wohlhabende Weiße. Sobald man in ärmere Gegenden kommt, sieht man zu neunundneunzig Prozent nur noch Schwarze. Es ist zwar nicht so, als wenn man das nicht über Südafrika wüsste, aber wenn man dann hier ist, wird es einem erst richtig bewusst und macht einen sehr nachdenklich.

Auch am nächsten Tag bleibt dieses Bild erhalten. Auf dem Weg von Milnerton ans Kap der guten Hoffnung fahren wir über eine Schnellstraße, an einem riesigen Township vorbei. Es sind viele Menschen an der Straße und wir müssen an einer Ampel halten mit dem Hinweis Smash & Grab Hotspot. Hier steht auch gleich schon ein Polizeiwagen, der das anscheinend verhindern soll. Und schon ein paar Kilometer weiter fahren wir wieder durch schicke, überwiegend weiße Dörfchen, direkt am Meer mit hunderten von Touristen, bis runter ans Kap der Guten Hoffnung.

Am Nachmittag wird der Kontrast noch extremer, als wir einen Besuch an der Waterfront machen. Alles schick und teuer und weit und breit kein Elend. Auch wir trinken hier ein Gläschen Wein und Essen lecker Sushi. Ein bisschen bizarr kommt es uns aber doch vor.

1 Kommentar:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,

endlich komme ich dazu, sozusagen im Nachhinein Eure Reise nachzuvollziehen.

Der Tafelberg scheint ja schon mal ein echtes Highlight gewesen zu sein. Die Bilder lassen das ein bißchen erahnen. Das ist sicher ein lohnenswerte Einstieg gewesen.

Die gesellschaftlichen Zustände dagegen sind eher sehr schwierig, wenn man Eure Schilderung dieser Nähe von Reichtum und krasser Armut und die dazugehörige ethnische Verteilung liest. Es ist zwar immer schlecht, wenn die Schere zwischen den Menschen eines Landes so auseinanderklafft - und die Tendenz dazu gibt es ja weltweit - aber wenn es sich dann noch mit einer so unglücklichen Geschichte des Rassismus wie in Südafrika vermischt ist, ist das ja nochmals ein Kapitel für sich.

Dass es nicht so leicht ist, darüber als Besucher einfach hinwegzusehen, kann ich mir vorstellen.

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