Samstag, 14. September 2013

Resümee nach zweieinhalb Monaten auf Reisen

Wir haben vier Länder gesehen und im Durchschnitt alle vier Tage die Unterkunft gewechselt. Manchmal ist es fast schon ein bißchen schwierig die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Ich bin überrascht wie gut das Reisen funktioniert und das man selten Heimweh hat. Nach einiger Zeit hat man Routine im Packen und hat sich so organisiert, dass man gut mit einem Rucksack zurechtkommt. Auf einmal fällt das Aufstehen morgens nicht mehr schwer. Das Urlaubsgefühl verändert sich und man versucht eher weg vom Tourismus zu kommen. Es ist einem bewusst, dass man so eine Gelegenheit zum Reisen und die Tatsache, dass man unabhängig ist und völlig frei planen kann wohl nur einmal im Leben haben wird. Man lebt bewusster als im Alltag zu Hause und lernt mit jedem Land und den Menschen dort etwas Neues dazu.

Das Reisen zu zweit funktioniert sehr gut. Besser als erwartet :-). Das Wichtigste dabei ist glaub ich, dass man die gleichen Interessen und Ziele hat. Wir waren bis jetzt so viel unterwegs, dass wir nicht das Gefühl haben zu viel Zeit zu haben oder das Langeweile aufkommen könnte. Uns ist aber auch bewusst, dass wir dieses Tempo keine neun Monate durchziehen können und wir versuchen den Wechsel an Unterkünften etwas zu reduzieren. Schlechte Unterkünfte und schlechtes Essen sind eigentlich das größte Problem beim Reisen und es nimmt viel Zeit in Anspruch ständig nach neuen Unterkünften zu suchen.

Ich habe nicht mehr so oft das Gefühl, dass die Zeit rast, wie ich es zuhause oft hatte. Ich habe mal gelesen, je ähnlicher sich die Tage sind, umso mehr hat man das Gefühl, dass die Zeit rennt. Deswegen soll man möglichst immer wieder besondere Dinge unternehmen, dann kommt es dem Gehirn länger vor. Vll. hat es damit zu tun, dass wir in so kurzer Zeit so viel erlebt haben, dass sich das Zeitempfinden etwas geändert hat.

Die Länder Thailand, Malaysia und Indonesien (wir waren nur auf Bali) sind doch größtenteils noch einiges hinter den Europäischen Standards. Auch die Hygiene lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Singapur und Kuala Lumpur waren eine Ausnahme. Manchmal fehlt es an ganz einfachen Dingen, wie ein Syphon im Abfluß, damit nicht das ganze Bad nach Abwasser stinkt oder das kaum ein Gebäude isoliert ist, was sich exterm auf die Lautstärke im Raum auswirkt. Leider hat auch fast jedes dieser Länder ein Müllproblem. Irgendwie scheint das Verständnis zu fehlen, das man seinen Müll nicht einfach überall hinschmeißt. Andererseits scheint es oft auch keine Alternativen zu geben. Wohin damit, wenn es keine Müllabfuhr gibt!? Es gibt aber auch vieles was funktioniert auch wenn es nicht für alles Regeln und Vorschriften gibt. Vll. ist Deutschland da teilweise schon etwas zu genau.

In allen Ländern außer Singapur haben uns die Leute darauf angesprochen, dass German people alle reich sind und much money haben. Es hat mich doch überrascht, wieviele Leute so denken. Wenn man versucht zu erklären, dass das Leben in Deutschland auch viel teurer ist und deswegen nicht alle reich sind, verstehen die Leute das nicht so richtig.

Der Alltag in diesen Ländern, den wir größtenteils mitbekommen haben, ist anders als in Deutschland. Relaxter (worauf man etwas neidisch ist wenn man aus dem hektischen Deutschland kommt), bei genauerem Hinsehen kommt es einem manchmal aber auch fast schon ein bisschen gelangweilt vor. Alle bisher bereisten Länder haben auf jeden Fall eine ganz andere Atmosphäre als in Deutschland, was es auch interessant macht.

Vom Essen hatte ich mir von Malaysia und Bali mehr versprochen. Es gab wenig Abwechslung, was vll. auch daran liegt, dass man als Touri hauptsächlich in Restaurants essen muss. Obwohl wir schon versuchen auf Märkten und an Essensständen lokales Essen zu bekommen. Thailand und Signapur waren bis jetzt die Highlights was das Essen betrifft. Man vermisst eigentlich wenig deutsches Essen. Wenn überhaupt dann gutes deutsches Brot und Käse.

Insgesamt fanden wir bis jetzt jedes Land schön (von Thailand haben wir bisher leider nur einen kleinen Teil gesehen, der ziemlich vom Massentourismus überlaufen ist). Jedes Land hatte gute und schlechte Seiten. Ich habe den Eindruck je länger man in einem Land bleibt um so mehr bekommt man von den negativen Seiten mit, die man in einem kürzeren Urlaub wahrscheinlich nicht unbedingt mitbekommen würde. Deswegen hat mir Singapur bestimmt so gut gefallen.

Gestern sind wir nach einer langen Reise mit furchtbar langen Wartezeiten in Australien gelandet, wo das Leben und die Hygienestandards wieder mehr denen in Europa ähneln und wo wir uns einige Zeit selbst verpflegen werden und können, da das Essen in Restaurants sowieso sehr teuer ist. Wir sind noch etwas müde vom Reisen und müssen uns erst mal etwas orientierten. Deswegen bleiben wir eine Woche im gemütlichen Cairns, in einer Ferienwohnung.

Die Erfahrungen die man beim Reisen durch so viele verschieden Ländern sammelt sind auf jeden Fall unbezahlbar. "Reisen ist nicht immer schön, aber es ist immer lohnenswert." - Den Spruch hab ich geklaut, aber ich finde es ist etwas Wahres daran.

1 Kommentar:

Rainer hat gesagt…

Liebe Katrin, lieber Sebastian,

erst mal bin ich froh, dass Ihr gut in Cairns angekommen seid und Euch Zeit nehmt, Euch zu erholen. Habt eine gute Zeit dort und überhaupt in Australien.

Mit großem Interesse habe ich Deine Zwischenbilanz Eurer bisherigen Reise gelesen, liebe Katrin. Es ist sicher eine Erfahrung, die außerhalb des üblichen Lebens liegt und die auch ein Stück weit etwas ist, was nur in unserer Zeit für einen Teil der Bevölkerung der ersten Welt möglich ist (frühere Generationen kamen in der Regel über ihre unmittelbare Umgebung kaum hinaus, außer ganz wenige Privilegierte). Aber dass der Horizont dadurch viel weiter wird und auf ganz verschiedenen Ebenen ein Lerneffekt eintritt, glaube ich auch. Sicher bekommt man auch einen anderen Blick auf das eigene Land, die eigene Lebensweise und das, was für einen selbst im Leben wichtig und was verzichtbar ist. Und die Begegnung mit anderen Kulturen, mit ihren Licht- und Schattenseite, ist ja auch noch ein wichtiger Aspekt.

Ich wünsche Euch sehr, dass auch Eure weitere Reise so bewusstseins-erweiternd verläuft und Ihr alles gut organisiert bekommt. Erst mal freue ich mich auf Berichte und Bilder aus Australien.

Lasst es Euch gut gehen und lasst wieder von Euch hören.

Ganz herzliche Grüße an Euch beide

Euer Rainer

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